Ich wollte doch nur eine gute Mutter sein!!!

Als mein Sohn klein war, habe ich immer versucht, ihm kindgerecht die Wahrheit zu sagen auf all seine vielen Fragen! Ich habe ihm auch vom lieben Gott und den Engeln im Himmel erzählt. ... Dassssss hätte ich vielleicht nicht tun sollen! Es hat mich des öfteren an den Rand des Wahnsinns gebracht!!!

Zwei Dinge habe ich mir angewöhnt als Mutter: Alles zu jeder Zeit griffbereit zu haben: süße, saure, scharfe Snacks, Ersatzkleider und vieles mehr! Und: Nur die Ruhe, keine Panik! So auch dieses Mal.

Als wir das erste Mal per Flugzeug verreisten, war er ca. 5 Jahre alt. Nach dem Zoll mussten wir warten, obwohl unser Flugzeug schon da stand. Alle Fluggäste saßen auf Stühlen, welche u-förmig angeordnet waren, außer mein Sohn. Er war ein lebendiges Kind und nicht zum Stillsitzen zu bewegen. Zu verlockend waren die neuen Eindrücke.

Er stellte mir Fragen um Fragen, welche ich irgendwie beantwortete, so gut ich konnte. Nicht immer ganz korrekt, aber immerhin. Je mehr mein Sohn fragte, desto ruhiger und gespannter warteten die anderen Reisenden auf meine Antwort. Von anfänglichem Schmunzeln, welches sich bald zum unterdrückten Lachen entwickelte. Als mein Sohn fragte, warum wir nicht endlich einsteigen dürfen, wenn der Flieger doch da sei, habe ich ihm gesagt, dass der Kapitän und seine Mannschaft zuerst Mittagessen gegangen seien und sie eine Pause bräuchten. Da fragt mein Kleiner erstaunt zurück: „Aber Mami, hast du dem Kapitän denn nicht gesagt, dass du viel zu essen mitgenommen hast?“ Das Lachen der anderen Fluggäste war kaum mehr zu überhören, auch wenn sie sich wirklich Mühe gaben. Eine Frau sagte zu mir, sie hätte nicht gewusst, dass man für den Wissensdurst eines Kindes so viele Antworten parat haben muss!!! Endlich konnten wir einsteigen und die Stewardess hatte alle Mühe, meinem Sohn beizubringen, sich hinzusetzen und anzugurten, zumal sie nur jugoslawisch sprach. Wir hatten die Flughöhe noch nicht erreicht, hatte sich der Kleine befreit, klebte mit einem Satz am Fenster und fragte ganz laut: „So, und wo ist jetzt der Liebe Gott und die Engel?“ Gespannte Ruhe. Ich sagte zu ihm, dass immer, wenn sie ein Flugzeug hören, sie weg fliegen, weil das zu gefährlich sei und sie mit den Flügeln in das Triebwerk geraten würden. Schallendes Gelächter! ... Super!

Ein anderes Mal, es war schon dunkel und wir auf der Heimfahrt. Damit er nichts verpassen konnte, stand er immer bei der Lücke von den Vordersitzen und löcherte mich mit Fragen. Das Thema heute: Wie kommen die Toten in den Himmel? Ich habe ihm gesagt, dass es dafür extra Friedhöfe gibt. Und damit die Engel nicht so weit suchen müssen, würden wir die Toten dorthin bringen. Die Engel kämen in der Nacht und schauen auf jedem Friedhof nach, ob es ein frisches Grab gäbe. Wenn ja, würden sie den Toten mitnehmen. Mischa studierte einen Moment und fragte dann, ob die Engel die Toten tragen würden. Ich sagte: „Sicher.“ Wieder studierte er und sagt so von hinten hervor: „Uiiiiiiiii, Mami, dann kommst du nie in den Himmel, du bist viel zu schwer!!!“

Eines Tages wollte er wissen, wie man das zu verstehen habe, dass nur die Seele in den Himmel kommt und der Körper nicht, wie das ginge. Ich habe eine kindgerechte Antwort gesucht und gesagt, das sei wie mit einem Cola, der Inhalt geht weg (die Seele) und die Flasche (der Körper) bleibt hier! Es hat Tage gedauert, bis ich gemerkt habe, dass er kein Cola mehr trinkt. Sein Lieblingsgetränk! Auf meine Frage, ob er Cola nicht mehr mag, sagte er: „Doch schon, aber ich will nicht schuld sein, wenn eine Colaflasche wegen mir sterben muss!!!“ ... Genial, Mutter, sehr gut gemacht!!!

Meine Mutter und ich unterhielten uns über eine Bekannte, welche gestorben war, ohne meinen Sohn zu beachten. Ich sagte in meiner saloppen Art zu Mutter, dass diese Frau den Schirm zugemacht hat und nun die Beerdigung demnächst sei. Mischa fragte nur kurz warum und ich gab zur Antwort, sie sei gestorben. Einige Zeit später, an einem Regentag, kam meine Mutter und machte im Beisein meines Sohnes den Regenschirm zu. Mischa fing an zu schreien: „Oma, du darfst den Schirm nicht zu tun, sonst stirbst Du!!!“

Mit 6 im Kindergartenalter habe ich Ihm erklärt, dass die Babys aus dem Bauch der Mutter kommen. Darauf ist er zu meiner Mutter gegangen und hat gesagt: „Oma, ich glaube, Mami hat mich angelogen. Sie sagt, die Babys kommen aus dem Bauch der Mutter!“ Also das glaube er nicht, weil sein Kindergartenfreund hätte ihm erzählt, der Storch bringe die Kinder!!! ... Wie ich es machte, war es falsch!

Als wir an einer Baustelle vorbei fuhren, sah er, wie die Bauarbeiter mit einem Bunsenbrenner Asphalt weich machten. Er fragte mich, was die da tun, und ich erklärte ihm, das sei, wie wenn man Butter an die Sonne stelle, man könne sie danach viel besser aufs Brot streichen. ... Gute Antwort oder nicht? Denkste! Was sagt Junior? „Iiiiihhh, und dann essen die das???“

Diese und viele solcher Geschichten haben mich bestärkt, dass ich nie wieder Kinder bekommen mag. Ich komme immer so schlecht weg bei diesen Geschichten, obwohl ich es wirklich immer nur gut gemeint habe. Mein Sohn ist mittlerweile 25 und ich habe ihm verboten, Kinder in die Welt zu setzen. Erstens fühle ich mich noch zu jung für eine Großmutter und zweitens zu alt, um nochmal diese Fragerei durchzustehen!

Monika Racheter

  


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